Aber selbst dagegen bestehen noch erhebliche Bedenken, weil eine Vielzahl von kleineren Unternehmungen ebenfalls die Be zeichnung " Kreuzzug" trägt .
Die Formkunst verbindet Otto von Botenlauben noch mit der großen höfischen Tradition. Allerdings läßt sich die These Kraus' nicht aufrechterhalten, Otto von Botenlauben habe mit diesem Gedicht dem Wechsel das Kreuzzugsmotiv erschlossen.  Diese Ehre gebührt Albrecht von Johansdorf , der in seinen Kreuzzugsliedern die Herrin häufig zu Wort kommen läßt (siehe dort). 
Im Gegensatz zu den anderen Dichtern wählt Otto von Botenlauben für sein Kreuzzugslied einen Zeitpunkt, zu dein der innere Konflikt zwischen Gottesminne und Frauenminne bereits überwunden ist.

Text:
         I       Waere Kristes lon niht also süeze,
                 so enlieze ich niht der lieben frouwen min
                 diech in minem herzen dicke grüeze: 
                 sie rnac vil wol min himelriche sin, 
            5   swa diu goiote wone al umbe den Rin. 
                 herre got , nu tuo mir helfe schin, 
                 daz ich mir und ir erwerbe noch die hulde din!

       II       ' Sit er giht ich si sin himelriche, 
                so habe ich in zuo gote mir erkorn, 
                daz er niemer fuoz von mir entwiche.
                herre got , la dirz niht wesen zorn. 
           5   erst mir in den ougen niht ein dorn, 
                der mir hie ze froiden ist geborn.
                kumt er mir niht wider, min spunde fröide ist gar verlorn. '

Übersetzung :
Wenn der Lohn, den Christus uns verheißt, nicht so verlockend wäre, verließe ich niemals meine geliebte Herrin, die ich von ganzem Herzen grüße. Sie kann für mich das Himmelreich (auf Erden) sein, wo immer sie wohnen mag im Deutschen Reich, Herr, lasse mir Deine Hilfe zuteil werden, damit ich für uns beide Deine Gnade erwerben kann .
"Da er sagt , ich sei sein Himmelreich, habe ich ihn mir zum Gott darin erwählt, damit er sich niemals auch nur einen Fuß 
weit daraus entfernen möge, Herr, erzürne bitte nicht darüber, er ist mir kein Dorn im Auge, er wurde geboren, um mich glücklich zu machen. Kommt er niemals wieder, ist mein ganzes Glück zerstört."

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1. C. v. Kraus, a.a.O., S.377.